Intensive Beratung von 111 Sexarbeiterinnen in OWL

Intensive Beratung von 111 Sexarbeiterinnen in OWL (März 2025)

Damit Frauen überhaupt wissen, dass es die Möglichkeit zur Beratung gibt, machen die Mitarbeiterinnen THEODORA immer wieder in der Region bekannt.

Sabrina kommt aus Rumänien und ist Sexarbeiterin. Als sie starke Unterleibsschmerzen bekam, war sie ratlos: Was tun ohne Krankenversicherung? Sabrina befürchtete, sich mit Geschlechtskrankheiten angesteckt zu haben. Mittels einer muttersprachlichen Beratung durch die Prostituierten- und Ausstiegsberatung THEODORA konnte schnell ein Termin beim Gesundheitsamt ausgemacht werden. Dabei wurde eine Zyste im Unterleib festgestellt – Geschlechtskrankheiten konnten ausgeschlossen werden.

Die Geschichte von Sabrina ist eine von vielen, von denen die Beraterinnen berichten können. Die Beraterinnen von THEODORA aus Ostwestfalen-Lippe (OWL) unterstützen Frauen wie Sabrina darin, ein selbstbestimmtes, gesundes und eigenverantwortliches Leben führen. 111 Sexarbeiterinnen wurden im Jahr 2024 intensiv beraten und begleitet. Ergänzt wurde dies durch die Betreuung der 35 dazugehörigen Kinder. „Themen wie Krankenversicherung, das An- und Abmelden nach dem Prostituiertenschutzgesetz, Schwangerschaft und Steuerfragen beschäftigten viele Frauen“, erinnert sich Beraterin Diana Dimitrova. Auch der Ausstieg aus der Prostitution bildete einen Schwerpunkt: Knapp 30% der Klientinnen haben sich im vergangenen Jahr beruflich neu orientiert.

„Wir waren im letzten Jahr wieder viel unterwegs, zum Beispiel in Clubs, Wohnungen oder Bordellen. Nur so erreichen wir unsere Zielgruppe“, erklärt Katharina Hontscha. Die Mitarbeiterinnen von THEODORA treffen im Rahmen der aufsuchenden Arbeit die Prostituierten vor Ort an ihren Arbeitsplätzen. In 2024 erreichten sie 610 Frauen, die überwiegend aus EU-Ländern stammen. 28 dieser Klientinnen kamen aus Deutschland, 160 Klientinnen aus nicht-EU-Ländern. Als Eisbrecher für die Kontaktaufnahme sind oft konkrete Anlässe hilfreich: Beispielsweise bekamen die Frauen am 8. März 2024 – dem internationalen Frauentag – von den Mitarbeiterinnen Blumen geschenkt.

Neben der konkreten Unterstützung der Klientinnen spielt auch die Vernetzung eine große Rolle. Das fängt schon damit an, dass sich THEODORA Büroräume mit NADESCHDA, der Frauenberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel, teilt. Intensive Kontaktpflege gab es auch 2024 mit den Ordnungs- und Gesundheitsämtern in OWL. Beim Runden Tisch „Internationaler Menschenhandel und Prostitution“ tauschten sich über 55 Fachleute aus Behörden, Polizei und Beratungsstellen aus, um Schutz und Unterstützung für Betroffene zu verbessern. Zudem positionierte sich die Beratungsstelle zusammen mit dem Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiter*innen (BUFAS e.V.) und ihrer Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., klar gegen ein Sexkaufverbot. „Nur durch Unterstützung statt Kriminalisierung können die Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen verbessert werden“, betont die Beraterin Elisa Meyer.