Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle THEODORA der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen war im Rahmen des Formats #SprechStoff Ende November zu Gast im Marta Herford. Gemeinsam mit Besucher*innen wurde die Film-Installation „Noubia“ von Mohamed Bourouissa in der aktuellen Ausstellung betrachtet. Der Künstler erzählt darin die Geschichte seiner Tante, die als Sexarbeiterin in Osnabrück lebte.
Im Rahmenprogramm zur Ausstellung des algerisch-französischen Künstlers und in Kooperation mit dem Marta Museum Herford organisierte THEODORA zudem eine Gesprächsrunde mit Besucher*innen und Interessierten. In diesem kleinen Rahmen entstand ein Raum für Austausch, Perspektivwechsel und Diskussion rund um das Thema Sexarbeit.
Das einfühlsame Porträt der arabischen Migrantin und Sexarbeiterin schildert die Hindernisse, welche sie überwinden musste, aber auch ihre Kräfte, ihre ungebrochene Lebensfreude und ihren selbstbestimmten Weg in die Unabhängigkeit. Noubia erzählt ihre Geschichte selbst – von der Sexarbeit in Algerien über ihre Migration bis hin zu ihrem Leben in Osnabrück. Dort arbeitete sie zunächst in einem Bordell, machte sich später als Domina selbstständig und heiratete schließlich. Es entsteht ein intimes Porträt zwischen Erinnerung, Melancholie und Selbstermächtigung, mit dem bewussten Fokus auf die Geschichte einer Frau und Unternehmerin.
Im anschließenden Austausch im Marta-Atelier stand das gemeinsame Gespräch mit den Besucher*innen im Mittelpunkt. Diskutiert wurde, was die Themen der Ausstellung mit dem Leben von Menschen in der Region zu tun haben und wie sie gesellschaftliche Fragen berühren. So entstand ein Raum für Begegnung und überraschende Gedanken.
Die Ausstellung Pour Noubia zeigt die bislang umfangreichste museale Einzelausstellung Bourouissas in Deutschland. Sie widmet sich Themen wie Kolonialgeschichte, struktureller Diskriminierung und persönlicher Erinnerung. Der Austausch machte deutlich, wie Kunst gesellschaftliche Fragen aufgreifen und neue Perspektiven eröffnen kann.
